Digitalisierung mit Menschlichkeit – Warum Technologie nur so stark ist wie ihre Akzeptanz

Ergebnisse aus der AWiM-Studie „Digitales Vertrauen im Mittelstand“
Die Digitalisierung schreitet weiter voran – doch nicht alle fühlen sich mitgenommen. Während Prozesse automatisiert und neue Systeme eingeführt werden, zeigt sich in vielen mittelständischen Unternehmen ein unsichtbares Problem: die psychologische Seite des Wandels. Technologie kann Arbeit effizienter machen – oder Menschen entfremden. Entscheidend ist, ob digitale Veränderungen verstanden, akzeptiert und mitgetragen werden.
Das AWiM hat im Sommer 2023 über 100 mittelständische Betriebe in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Das zentrale Ergebnis: Nur 43 Prozent der Mitarbeitenden erleben digitale Veränderungen als positiv. Die Mehrheit fühlt sich zwar „technisch befähigt“, aber emotional überfordert. Führungskräfte hingegen überschätzen laut Studie häufig das Vertrauen in digitale Prozesse.
Technologie ist kein Selbstzweck
Gerade im Mittelstand, wo Arbeitsabläufe gewachsen und persönliche Beziehungen eng sind, trifft Digitalisierung auf kulturelle Realitäten. Neue Tools stoßen oft auf Skepsis, wenn der Nutzen nicht nachvollziehbar ist. Kommunikation, Beteiligung und Schulung entscheiden darüber, ob ein System akzeptiert wird oder nicht.
Ein Beispiel: Ein Logistikunternehmen aus Kärnten implementierte eine neue Planungssoftware – und erlebte zunächst starken Widerstand im Team. Das AWiM begleitete den Prozess durch Interviews und Reflexionsworkshops. Als klar wurde, wie die Software Belastung reduziert und Fehler vermeidet, wandelte sich die Ablehnung in Engagement. Die Einführung gelang – nicht durch Techniktrainings, sondern durch Dialog.
Psychologische Mechanismen der digitalen Akzeptanz
Aus arbeitspsychologischer Sicht hängt digitale Akzeptanz von drei Faktoren ab:
- Selbstwirksamkeit: Das Vertrauen, mit neuer Technologie umgehen zu können.
- Sinnhaftigkeit: Das Verständnis, warum Veränderung nötig ist.
- Einbindung: Die Möglichkeit, Feedback zu geben und mitzugestalten.
Wenn diese drei Komponenten erfüllt sind, entsteht digitale Resilienz – die Fähigkeit, technologische Veränderungen nicht als Bedrohung, sondern als Chance wahrzunehmen.
Wie Unternehmen Digitalisierung menschengerecht gestalten
Erfolgreiche Unternehmen betrachten Digitalisierung nicht als IT-Projekt, sondern als Kulturwandel. Sie kombinieren Technologieeinführung mit psychologischer Begleitung, fördern digitales Lernen und schaffen Räume, in denen Unsicherheit ausgesprochen werden darf. Das Ergebnis: mehr Akzeptanz, weniger Widerstand – und nachhaltigere Nutzung digitaler Systeme.
Was das AWiM daraus ableitet
Digitalisierung ist kein Gegensatz zu Menschlichkeit – sie braucht sie. Nur wenn Technologie mit Sinn, Vertrauen und Transparenz eingeführt wird, kann sie ihr Potenzial entfalten. Der Mittelstand hat hier besondere Stärken: Nähe, Kommunikation und die Fähigkeit, Veränderung individuell zu begleiten.
“Digitalisierung gelingt nicht durch Software, sondern durch Sinn.”
Das AWiM unterstützt Unternehmen der DACH-Region bei der psychologischen Begleitung digitaler Transformationsprozesse – durch Forschung, Analysen und praxisorientierte Programme zur Förderung digitaler Akzeptanz und Lernkultur.